Adventsbock

Besinnliche Geschichten aus dem Block

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Zwei alte Hasen hoppe(l)n nach Athen

Sommer 2018. Der FCL hat’s geschafft. Wann schon nicht in den letzten Jahren? Europa-Poggal! Die Hymne wird bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit intoniert.

Diesmal geht’s nach Athen, Olympiakos wartet. Feta, Moussaka, Souvlaki. Und natürlich Ouzo. Für die ganz Hartgesottenen, denen Harz in jeglicher Form am Herzen liegt: Retsina. Und die Kulturbeflissenen können ja dann noch die Akropolis besteigen. Oder irgendeine andere griechische Schönheit. Vorfreude ohne Grenzen.

Vorfreude, die ins Unermessliche steigt, als die Tickets gebucht sind.

Zwei alte Hasen fliegen nach Athen. Einer gefühlte 39+, mit fast unendlicher Hopper-Erfahrung. Der andere minim älter, aber mit endlichem Hopper-Hintergrund. Egal: CHF 560.- retour, Schnäppli. Abflugzeit ZRH 19.10.

 

 

Genug Zeit für ein Bierchen. Der ältere, eher wenig Ausland-Grounds-erfahrene Hase trifft um 17.13 am Flughafen ein. «Das ist huren früh – viele Bierchen», meint der etwas Jüngere per Whatsapp wohlgelaunt und augenzwinkernd.

Der rote Teppich wartet

Man setzt sich nach Ankunft am Flughafen ZRH also in eine dieser gesichtslosen Bars/Lounges und schlürft eine dieser geschmacksarmen, aber preisreichen Flüssigkeiten. Und dann wird diskutiert. Über diesen und jenen Kurvengänger, über Gott und die Welt. Philosophieren trocknet die Kehle aus: «Nämmer no eis?» Die Zeit vergeht wie im Fluge. Präziser: wie im Überschall-Fluge. Man scherzt noch, dass für die alten Hasen am Gate wohl schon der rote Teppich ausgelegt wird.

Zeit zum Aufbruch? Nö, das reicht längstens für ein weiteres Bierchen. Noch war ja kein «last call for passengers …» zu hören. Nur das für Flughafen-Sprecherinnen typisch gutturale Kauderwelsch. Dann entschliesst man sich doch, den Weg zum Gate anzutreten.

Adrenalin auf Höchststand

Rollbänder. Noch einmal Rollbänder. Unendlich viele, endlose Rollbänder. Vor allem für den etwas älteren Hasen, dessen Hüftgelenk-OP schon länger ansteht.

Dann endlich: Gate erreicht. Aufschnaufen, durchatmen. Dumm nur, dass statt des roten Teppichs ein noch röteres Absperrband wartet. Trotz allem Diskutieren, Lamentieren und Charmieren: nichts mehr zu machen. Flugzeugtür zu. Scheisse, merde, fuck. Das Blut wallt, die Nerven flattern. Nützt alles nix.

Mit Zins und Zinseszinsen

Ein letztes Fenster geht auf: späterer One-way-Flight für läppische CHF 360.- zusätzlich. In Anbetracht des erhofften bevorstehenden glorreichen Sieges des FCL – oder besser der unendlich geilen Emotionen – immer noch ein Schnäppli. Und vor allem in Anbetracht der Häme und des Spottes, die sich in zäher Klebrigkeit über uns ergiessen werden … noch Jahre später.

Was später in Athen abging, war jeden einzelnen Rappen wert. Allein beim Gedanken daran schüttelt es einen, schgoll.

 

 

Verfasst von Chämi
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