Adventsbock

Besinnliche Geschichten aus dem Block

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Alles dommi Sieche?!

Der 13.04.2009 ist und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Es war so ein Fussballtag «no einisch Gwönne ond mer fahred noch Bärn» – Cuphalbfinal Zuhause gegen Sion. Was soll schon schief gehen «Uf de Allmänd botze mer sie». Die Zuversicht war gross bei mir.
Ich war dazumal 16 Jahre und liess mir mit meinen Klassenkollgen diesen Match sicher nicht entgehen. Wie immer, wenn wir auf die Allmend gingen, trafen wir uns frühzeitig mit genug Bier ausgerüstet in der Stadt, um vorzutrinken. Mit dabei das Ticket für die Zone 3 und eine coole neue Fliegersonnenbrille (zumindest hielt ich mich damit für sehr cool, war halt «in»). Pünktlich zum Einlass ging es zur Allmend. Vier Dosen-Bier wurden am Eingang in sechs Becher umgefüllt. Man braucht schliesslich noch was für den Match. Also rein ins Stadion und zum Gitter Richtung der Zone 2 stehen. Sobald der Securitas nicht guckt, schleichen wir uns unten durch und rein in die Menge in der Zone 2. Wir wollen schliesslich bei den lauten Fans stehen.

Vor dem Anpfiff kam das erste Highlight. «ALLES RISKIEREN – BERN ANVISIEREN» steht auf der Choreo. Vom Stadiondach herunter kommen Luzerner Krieger an Blau-Wisse Fallschirmen. Alles bereit also und das Spiel geht los. Vom Spiel selbst weiss ich ehrlich gesagt nicht mehr allzu viel. Lag vielleicht auch an der «coolen» Sonnenbrille, die zur später Zeit an einem April Abend sicher nicht mehr nötig gewesen wäre. Das Nächste an was ich mich erinnere war erneut eine Choreo zur zweiten Halbzeit. «VOLLGAS GEBEN BIS GANZ AM ENDE – DER CUP GEHÖRT IN LUZERNER HÄNDE» dazu Blau-Wissi Ballone. Irgendwann wurde noch ein Transparent ausgerollt. «Ultras FL» war daruf zu lesen. Dazu passend Feuerwerk, das in den Nachthimmel schiesst. Einige der Raketen schaffen es nicht ganz unter dem Stadiondach heraus und prallen davon ab. Dies bringt einige Zuschauer auf der Allmend dazu «Alles dommi Siechi» anzustimmen.

Die Zuversicht war lange gross, das Spiel lange ausgeglichen. Bis, «NEI SCHEISSE», in der 86 Minute geht Sion in Führung, wie eine Faust ins Gesicht. «Chömed nomol» und «Ho Ho Hopp Lozärn» doch es scheint nichts zu bringen, selbst die Nachspielzeit ist schon fast um, doch dann kam CL7. Der da noch junge Claudio Lustenberger trifft per Kopfball zum 1:1 Ausgleich in der 95zigsten Minute. Was für ein Gefühl, was für ein Jubel. Zum Opfer wird die «coole» Sonnenbrille, die überlebt den Jubel nicht. Egal, noch so ein Ding und wir fahren nach Bern. Die Zuversicht ist wieder gross, das Momentum ist wieder auf unserer Seite. In der Nachspielzeit packen wir es. In meiner Erinnerung war die Verlängerung ein «Chnorz» bis diese ebenfalls vorbei ist und die Entscheidung im Penalty schiessen fallen muss. Ich mach es kurz, Paiva und Pacar scheitern am Sittener Goalie und Sion zieht in den Final ein.

Einige der Sion Anhänger hält es nicht mehr in ihrem Block und sie laufen auf das Feld. Was bei einigen Luzerner Anhänger nicht gern gesehen wird. Sie laufen ebenfalls auf das Spielfeld und es kommt zu sogenannten «wüsten Szenen». Erneut «Alles dommi Sieche» Gesänge. Ich glaube es war noch nicht «die Schande von Luzern» (heute hat ja fast jeder Ort eine Schande für sich) aber der Aufschrei in der Schweiz war gross. Was folgte war ein Stacheldraht für den Gästesektor und viele Fragen an den Sicherheitschef Mike Hauser.

«Huere gföhrlech das Füürwärk», «Idiote send das» und ähnliche Dinge haben mich gewiss die nächsten Tage begleitet. Was für mich aber blieb waren zwei Dinge. Zum einen war ich hell begeistert von den Luzerner Fans. Die Choreos sowie das Feuerwerk faszinierten mich. Irgendwann will ich auch mal so eine Choreo malen. Mein Interesse für die Ultra-Kultur war mit diesem Spiel so richtig geweckt worden. Das zweite was hängen blieb war der Cup an sich. Die Vorfreude, die aufsteigende Nervosität, das Kribbeln, die Spannung, die unglaubliche Enttäuschung nach dem 0:1, die explodierende Freude beim 1:1 und die unendliche leere nach der Niederlage. Solche Gefühle kann nur der Cup wecken. Mit diesem unvergleichlichen Emotionen ging ich zu Bett. Und dachte mir, vielleicht, ja vielleicht packen wir es ja mal und holen den «Chöbu».

Tagesschaubericht Ausschreitungen

Stacheldraht Gästesektor

Verfasst von FLave
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