Adventsbock

Besinnliche Geschichten aus dem Block

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Operation «Cupfinal för alli»

Der 4. Mai 2021, ein ganz normaler Dienstag – nicht ganz. Unser FCL muss als Wunschgegner beim FC Aarau zum Cuphalfinal antreten – Cazzo Wunschgegner! Corona bedingt musste dieses Spiel, wie in dieser Zeit üblich, in der Zone 5 im kleinen Rahmen verfolgt werden. Doch an diesem Dienstag war etwas anders, das durch die Durststrecke der Pandemie verloren gegangene Kribbeln war endlich wieder da. Wie jedem bekannt sein sollte, blieb der FCL seiner Linie treu und gewann auch diese Cup-Partie, wie bis dahin jede andere diese Saison, mit einem Tor Unterschied 2:1.

Geil! – Seit neun Jahren endlich wieder ein Cupfinal. Just in diesem Jahr, in welchem Ektase und Bratwurst im Stadion in weiter Ferne schienen. Auch die Freude in der Zone 5 lässt sich an diesem Abend in keinster Weise mit der geilsten Rückfahrt aller Zeiten, vom Cuphalbfinal in Sion im Jahr 2012, vergleichen. Noch am selben Tag wird uns klar: Am Cupfinal muss das anders sein. Keiner der FCL-Familie soll diesen potenziell denkwürdigen Tag allein oder in kleinen Gruppen zu Hause erleben. Wir wollen alle – Gross und Klein – zusammenbringen, um gemeinsam ein Fussballfest zu feiern und endlich einen Pokal zu gewinnen.

Also wird kurzerhand die Operation «Cupfinal för alli» gestartet. Wo und vor allem wie kriegen wir das aber hin. Unser Zuhause, die Zone 5, ist viel zu klein und mit der geltenden Sitzpflicht ohnehin kein denkbares Szenario. Also muss auf einen öffentlichen, gut erreichbaren und möglichst grossen Platz im Herzen der Leuchtenstadt ausgewichen werden.

Das Vögeligärtli scheint wie gemacht für diesen Tag. Der zentrale, mit viel Grünfläche und durch die Kaffischlacht abgehärtete Park scheint ideal – doch wie sollen hier hunderte Fans das Spiel gemeinsam verfolgen? Doch nicht etwa jeder auf seinem eigenen Gerät damit wie bei einer Cupauslosung im Extrazug die Hälfte schon jubelt während bei anderen das Bild stehen bleibt. Kreativität war also gefragt.

Vom LED-Truck bis zur mobilen Leinwand war alles dabei, doch keine Idee konnte 100% überzeugen. Wenn man mit neuen Ideen nicht vorankommt, muss man bekanntlich auch mal ein paar Schritte zurück gehen und etwas kleiner denken. Gesagt getan. Warum nicht einfach einen Fernseher – oder zwei oder drei…

Im Kaufrausch werden alte Fernseher im Bekanntenkreis und aus Internet-Verkaufs-Plattformen eingesammelt. Ein Problem bleibt aber noch – die Synchronität. Gut, dass gewisse Personen eine Ausbildung im Multimedia-Bereich absolviert haben. Wir machen uns also schlau und organisieren die nötigen Gadgets, Kabel, Notstromaggregate und Zubehör.

An diesem Tag soll nichts dem Zufall überlassen werden, denn nichts wäre tragischer gewesen, wenn an diesem Tag die Technik versagt hätte. Also trafen wir uns am Samstag vor dem Spiel auf einem Bauernhof im Luzerner Hinterland. Das ganze Setup wird aufgebaut, die letzten fehlenden Teile beim Fachhändler des Vertrauens eingekauft und siehe da – es funktioniert wie gedacht. Nun galt es nur noch alles zu verpacken und zu hoffen, dass auch alles am Tag X funktionieren würde.

Montag 24. Mai, es war endlich so weit. Es versammeln sich immer mehr FCL-Fans am Bundesplatz, die dem Aufruf vom Spruchband «Weisch au du mägisch nömme wo döre – gosch ed Stadt ond de treffsch dech met Frönde» gefolgt sind. Die Anspannung steigt, es muss einfach funktionieren. Gemeinsam verschiebt sich der Mob voller Vorfreunde Richtung Innenstadt. Das Ziel, und was die Leute dort erwartet, weiss nur ein kleiner eingeschworener Kreis. Kaum angekommen beginnt der Aufbau. Kabel werden verlegt, TVs aufgestellt und alles mit dem zentralen Notebook verbunden. Die freudigen Blicke in den Augen der Leute sind nicht zu übersehen. Jeder möchte mithelfen. Auch die Presse will wissen was hier abgeht, wird aber gekonnt ignoriert. Die Generatoren werden gestartet und es scheint alles wie geplant aufzugehen. Doch dann beginnt plötzlich das Bild zu stocken – Scheisse! Einer Person wird das sogar zu viel und sie schaut das Spiel zuhause alleine weiter. Alle sollen jetzt den Flugmodus aktivieren damit das Netz entlastet wird, doch dieser Aufruf scheint nicht bei ganz bei Allen anzukommen. Zu gross ist die Angst etwas Wichtiges vom denkwürdigen Spiel zu verpassen. Doch dann wird zum Glück eine Lösung gefunden: Ein offenes WLAN sorgt für eine genügend stabile Verbindung. Ausser ein paar kleinen Aussetzern läuft das Spiel durch. Für uns gibt es endlich etwas Entspannung und wir dürfen das Spiel geniessen. Es strömen immer mehr Leute ins Vögeligärtli. Die Freude Aller entlohnt mehr als (fast) alles andere an diesem Tag.

Mir wird bewusst, es ist kein Übel im Corona Jahr den «Chöbu» zu holen, das hier ist einzigartig und wird es auch immer bleiben.

Danke Lozärn!

Verfasst von Q
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