Adventsbock

Besinnliche Geschichten aus dem Block

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Gland und Gloria!

Es gibt die Cup-Spiele auf der grossen Bühne, so wie die nervenzerreissenden verlorenen Cup(halb-)finals, die den allen FCL-Interessierten ins kollektive Gedächtnis eingebrannt wurden – vor grossem Publikum, ähnlichen Gegnern und im Vorfeld mit medialen Fanfaren begleitet. Und da gibt es die 1.Cuprunde, den vielen unbekannten, von Kenner*innen aber geschätzten spannenden Independentfilm unter den immergleichen Spielfilmen. Ein solcher spielte sich in Gland ab, an einem heissen Augustsonntag 2018. Im Extrazug wurde den Fans in den vorderen Wagen rasch klar, dass heute ein glorioser Tag auf sie zukommt. Die SBB hatte teilweise tatsächlich 1.Klasse-Wagen mit bequem-breiten Sitzen eingesetzt. «C’est le train qui fait la musique.»


Wochen vor dem Spiel nahm ich mit dem Präsidenten des FC Gland Kontakt auf. Das Übliche sollte besprochen werden: Ticketing, Sicherheit, Catering. Voller Elan schwadronierte er von ihren unaufgeregten Sicherheitsvorkehrungen und speziellem Cateringangebot. Ehrliche Gastfreundschaft und Vorfreude. Cupfest allez! Er wusste angeblich bereits um den Durst der Luzerner*innen und rechnete durchschnittlich (!) wirklich mit zwei Litern Bierkonsum pro Person, erzählte von einem erhöhten Markt-ähnlichen Stand und machte ein preisgünstiges Kombi-Angebot mit Essen und Trinken. Was ein Babo! Nur das Eichhof-Bier im Ausschank konnte ich ihm nicht ausreden…

Wie Gewisse meinen, sei ich ein profunder Kritiker der Verpflegung in Schweizer Stadien und wurde an jenem Spiel in Gland vollends überzeugt. Der zügige Service war ein heiliger, wenn auch für gewisse Übermotivierte auch heikler Segen in dieser sommerlichen Hitze.
Von den Nebenschauplätzen zum eigentlichen Plot, dem Spiel. Die Rahmenhandlung ist rasch erzählt: Ein souveränes 1:9 vor 1500 Zuschauern, davon 250 in blauweiss. Die Sonnencrème der Fanarbeit war beliebter denn je, auch der Fenistil-Gel bei Wespenstichen wurde geschätzt. Ja in Gland, da wurden Türen in glorreiche Profikarrieren eingetreten oder endgültig verriegelt. Zum einen Mimi Demhasaj, der sich vor den Augen eines mutmasslichen GC-Scouts mit seinem Hattrick und drei Vorlagen längst überfällig zum Schweizer Rekordmeister geballert hat. Oder aber andererseits das Hamburger Ewigtalent Dren Feka, welcher an jenem Tag sein letztes Spiel für die erste Mannschaft absolvierte, weil wahrscheinlich nicht nur dem Sportchef und Trainer aufgefallen war, dass sein Potenzial eher nicht für fünf Spielklassen höher als der damalige Gegner reichte. Beim Gegner spielte mit Xavier Hochstrasser übrigens ein Ex-FCL-Spieler rund um den Mittelkreis gekonnt auf. Nach Spielschluss wurde er zusammen mit beiden Mannschaften gefeiert und gönnte sich noch auf dem Spielfeld mit einem ihm bekannten Fan ein schnelles Helles. Genauso wie ein Yearbock-Autor zusammen mit dem Grillchef, notabene mit der schlimmsten jemals gesehenen und nicht-spruchreifen Kochschürze. Die Krone der Szenerie rund um das Cupspiel setzte aber ein etwas älteres Geburtstagskind mit einem legendären langen Sprint als Rugbyspieler auf, welcher nur von einem ihm in den Weg gekommenen grossen Ast abrupt beendet wurde. Mit dem Ice Pack an den Schläfen heulte der Wolf auf dem kurzen Rückmarsch zum Extrazug leiser denn je.


Alles in allem wurden die preiswerten Eintritts- und Verpflegungskosten, das freudvolle Personal in ihren orangen Shirts wie auch die vorbildliche Organisation sehr geschätzt. Es war ein glorioses Fussballfest für den FC Gland, ihr Personal sowie für die ganze FCL-Familie vor Ort. Cupspiele, so wie ich sie liebe – freudig, wild und wertschätzend sowie voller kleinen Anekdoten für das persönliche FCL-Filmealbum. Viva la Copa!

Verfasst von Febinho
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