Adventsbock

Besinnliche Geschichten aus dem Block

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Mit Polizeibegleitung an den Cupfinal

Dieser Titel löst in der Fanszene und der Kurve bestimmt den einen oder anderen nicht nur angenehmen Gedanken oder sogar schlechte Erinnerungen aus. Sind doch Polizei-Begleitungen vielfach von eher weniger erfreulichen Umständen und Gegebenheiten geprägt. Doch in diesem Fall – und es ist ja der Adventsbock, wo auch mal etwas eher Aussergewöhnliches Platz haben darf – war es für uns eine im Nachhinein doch halbwegs akzeptable und auch heute noch immer in geselliger Runde gerne erzählte Geschichte; auch wenn sich die Erinnerung mit zunehmender Dauer verändert und immer besser wird!

Doch der Reihe nach: Auch in unserem gesetzteren Alter – wir haben von den sieben Cupfinals mit FCL-Beteilung deren fünf live in den Stadien von Bern und Basel erleben dürfen. Nur der erste (da überhaupt noch nicht vom FCL-Bazillus infiziert bzw. noch nicht auf der Welt) und der letzte (da durch einen anderen Virus gebremst und dadurch auch in einer anderen Welt) mussten leider ohne uns stattfinden – sind die Cupfinal-Teilnahmen sowie auch die vorherigen Land-Gastspiele (Aarau am Aschermittwoch) immer noch eine wunderschöne Bereicherung des Fussball-Fanlebens. Man freut sich schon Tage vorher, bereitet sich akribisch auf diese Spiele vor und plant die Hin- (weniger die Rück-) reise mit weiteren erlebnisreichen Höhepunkten.

So auch 2012 für die erneute Finalpartie gegen den Rheinknie-Bebbi-Club und wir wollten logischerweise auch Revanche für den unwürdigen Petignant-Entscheid fünf Jahre zuvor und eine folglich bleibende Wiedergutmachung für Dave („Haut sie alle um“).
Da im Frühsommer 2012 eine EM anstand (schon fast vergessen, in Polen und der Ukraine) war der Spielplan der NLA sehr eng getaktet und der Cupfinal fand nicht wie gewohnt und eigentlich wünschenswert am Pfingst- oder Ostermontag statt, sondern an einem ganz normalen Mittwoch-Abend, dem 16. Mai. Nichtsdestotrotz wurden beim Arbeitgeber wohlweislich zwei Ferien- oder Freitage eingereicht (…) und wir trafen uns an diesem Mittwoch-Morgen zum lockeren Einstieg mit Bier, Wein und vielen aufschlussreichen Diskussionen im Bocciadromo bei den Fliegerschuppen auf der Allmend. Nach einem ausgiebigen und ebenso notwendigen Mittagessen avec fuhr der Car vor, welcher unsere inzwischen auf ca. 30 Personen angewachsene Truppe nach Bern bringen sollte. Für alle Zug- und Carfahrer ist klar, was auf einer solchen Hinreise alles passiert. Die Nüchternheit eines normalen Mittwochmittag macht in sprunghaftem Minutentakt einem freudig angespannten und zunehmend frivolen eichhofhaltigem Gemütszustand Platz. Mit entsprechendem Sound („Ei Stadt i de Schwiiz“) und je länger je mehr laut mitsingenden Fans gings via Zwischenstopps Richtung Wankdorf. Unser Chauffeur hatte die eigentlich sehr gute Idee, uns zu den sich bereits in Bern befindlichen und feiernden Fans in der Innenstadt zu bringen. Irgendwie geriet dann die Info der Sammelplätze der Fans durcheinander und unser Car fuhr frischfröhlich auf den Waisenhausplatz. Beim inzwischen schon sehr euphorisch klingenden FCL-Anhang unseres Cars, war der Ausstieg schon entsprechend laut. Der Blick in die dort wertende Menge zeigte zwar viel Blau, daneben jedoch ebenso viel rot … unser Singen erstickte relativ schnell und einige nette Herren mit Uniformen ähnlich deren aus der „Star Wars“-Saga baten uns mehr oder weniger rasch und freundlich den Bus eher leise wieder zu besteigen. Ein wenig irritiert aber dennoch erstaunlicherweise gesittet nahmen wir diese „Einladung“ an. Gesagt getan, wie erwähnt Mittwoch-Nachmittag mit viel Verkehr in Bern, wir am unteren Ende des Waisenhausplatzes und das Ziel ist der Bärenplatz neben dem Bundeshaus. Dazwischen jedoch viele Absperrgitter und Star Wars-Figuren, Einbahnstrassen mit viel Verkehr und die Zeit läuft – wir möchten uns ja schon noch alle zusammen im blau-weissen Meer einstimmen und Vorfeiern können. Und so war die Polizei nach dem raschen Einstieg in den Car und einem Angebot von ihrer Seite bereit, uns durch die (muss ehrlicherweise auch gesagt werden) wunderschöne Altstadt von Bern zu lotsen und mit Blaulicht voraus unseren Car auf den Bundesplatz zu begleiten.

Mit grossem Hallo empfing die dort wartende Menge jeden Zuwachs an Blau-Weissen Supportern. Viele bekannte Gesichter von der Allmend, der Stadt, der Fasnacht usw. gaben sich ein Stelldichein. Ciao hier, Salut dort, auf dem fast ausschliesslich gelben Dosen-Boden alle Songs angestimmt und irgendwann dann der rüüdige Marsch ins Stadion (oder im Trämli für die älteren Semester) raus ins Wankdorf in die Kurve und …

… ja, leider entschied sich auch dieser Match mittels Elfmeter, wenn auch erst nach der Verlängerung und für uns wieder nur als zweiter Sieger. Dave musste deshalb noch eine halbe Fussballerkarriere anhängen und warten, um diesen Triumph dennoch endlich und mehr als verdient erleben zu dürfen. Und an dieser Feier im 2021 hat sich dann kein Carchauffeur falsch verfahren und Star-Wars wars auch nicht – Hopp Lozärn!

Verfasst von Benjy
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